Kultur verweist auf Gruppen von Personen, deren Abgrenzungen unscharf sind. Die Gruppenmitglieder teilen ein bestimmtes Maß an explizitem und implizitem Wissen und haben durch ein System gemeinsamer Codes und Routinen ein Gefühl der Vertrautheit entwickelt. Nach unserem Verständnis von Multikollektivität ist die Identität einer Person mit ihrer Zugehörigkeit zu mehreren Gruppen und demnach Kollektiven verbunden. Aus einer solchen Perspektive heraus kann eine nationale Identität lediglich als eine Zugehörigkeit unter anderen verstanden werden. Kultur wird uns nicht in die Wiege gelegt, sondern wir erlernen sie. Diese Sozialisation findet in der Familie statt, aber auch in der Schule, der Universität und im beruflichen Umfeld. Unsere Primärsozialisation findet in der Familie statt, in der wir aufwachsen, und unsere Familie stattet uns daher mit grundlegendem kulturellem Wissen aus. Dies macht uns zu einem Produkt der Kultur. Im Laufe unseres Lebens, wenn wir unterschiedlichen Erfahrungen und Kenntnissen ausgesetzt sind, kann sich unsere kulturelle Orientierung jedoch ändern. Indem wir mit anderen interagieren und kommunizieren, sind wir auch Produzenten von Kultur. Schließlich gibt es eine enge Verbindung zwischen Kultur und Kontext, so dass wir aus unseren kulturellen Skripten wählen und unser Verhalten je nach Situation und Kontext anpassen können.

Sobald wir uns unserer kulturellen Orientierung bewusst sind, fällt es uns leichter, das Verhalten anderer zu verstehen. Die Entwicklung eines tieferen Verständnisses unserer persönlichen Verhaltenspräferenzen wird daher das Ziel der kommenden Lerneinheit sein.


Zuletzt geändert: Mittwoch, 1. Mai 2024, 16:41