Kommunikation ist ein Begriff, der ebenso schwer zu definieren ist wie der Begriff Kultur, da er in unterschiedlichen akademischen Kontexten verwendet wird. Er leitet sich vom lateinischen Wort communicare ab und kann als „etwas gemeinschaftlich machen“ aufgefasst werden (vgl. Bolten 2015, S. 19). Aus einer solchen Perspektive kann Kommunikation als ein Prozess zwischen Menschen verstanden werden, der darauf abzielt, ein gemeinsames Verständnis von etwas zu entwickeln und somit eine gemeinsame Realität zu schaffen (vgl. Cobley 2008).

Abbildung: Perspektiven, aus denen Kommunikationsprozesse analysiert werden können

Sichtweisen, aus denen Kommunikationsprozesse analysiert werden können

Quelle: Angepasst nach Bolten 2015, S. 12

In Anlehnung an Bolten (2015, S.12) kann Kommunikation unter Berücksichtigung der funktionalen, inhaltlichen und relationalen Ebene analysiert werden. Auf der funktionalen Ebene wird unter Kommunikation der eigentliche Übertragungsprozess und damit die Qualität und Quantität der Informationsübertragung verstanden. Dies ist die Grundlage des bekannten Kommunikationsmodells von Shannon und Weaver, das erstmals 1948 veröffentlicht wurde. Sein Wert liegt in der Erkenntnis, dass Informationen bei der Übertragung verloren gehen oder verfälscht werden können. Da ein großer Teil der Kommunikation heute medienbasiert über das Smartphone und das Internet stattfindet, müssen wir technologische Störungen wie Signalbeeinträchtigungen, Funklöcher, Server- oder Bandbreitenprobleme ebenso berücksichtigen wie die Charakteristika einer asynchronen Kommunikation. Asynchrone Kommunikation bezieht sich auf Kommunikation, die in unregelmäßigen Abständen gesendet wird, z. B. eine E-Mail oder eine Chat-Nachricht, und so lange gespeichert wird, bis der Empfänger sie abrufen will oder kann. Eine Reduktion der Kommunikation auf eine rein mediale Ebene würde jedoch nur etwas über die Mittel der Informationsübermittlung und mögliche technische Störquellen aussagen, nicht aber über den Inhalt der Kommunikation und über das, was im Verlauf des Kommunikationsprozesses tatsächlich geschieht.

Wenn wir die inhaltliche Ebene der Kommunikation untersuchen, sehen wir, dass nicht nur Worte, sondern auch Gesten, Töne und andere Formen von Zeichen und Symbolen eine inhaltliche Vermittlungsfunktion haben. Wenn zum Beispiel die Dämmerung einsetzt, ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass die Nacht naht. Es handelt sich also um ein kontextbezogenes Zeichen. Ebenso wird das Winken mit der Hand oft als Zeichen des Abschieds oder der Begrüßung verwendet. Bei der Verwendung von Zeichen und anderen Symbolen ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass ihre Bedeutung gesellschaftlichen Konventionen unterliegt und diese nicht unbedingt von allen geteilt wird. Die inhaltliche Ebene einer Nachricht bezieht sich also auf die Erwartungshaltung "was" verstanden werden soll. In diesem Zusammenhang müssen wir uns vor Augen halten, dass Inhalte nicht von Person A zu Person B "übertragen" werden, sondern erst durch Aushandlung von Bedeutungen in einem gegenseitigen Kommunikationsprozess entstehen. Zwischenmenschliche Kommunikation ist interaktiv in dem Sinne, dass sie sich auf eine Abfolge von kommunikativen Handlungen zwischen zwei oder mehreren Personen bezieht, mit dem Ziel, ein gemeinsames Verständnis zu erreichen.

Wir betrachten Kommunikation als Interaktion, weil Kommunikation mehr ist als nur der Austausch von Informationen, die Weitergabe von Wissen, der Austausch von Gefühlen und Standpunkten. Aus interaktionaler Sicht verhandelt Kommunikation auch die Beziehung der Personen, die miteinander kommunizieren sowohl zum Zeitpunkt der Interaktion, aber auch deren Entwicklung im Laufe der Kommunikation. Die Beziehungsebene bezieht sich also auf die Frage, "wie" und "wozu" die Kommunikation zwischen Personen stattfindet.

Bolten (2015, S.11 ff.) argumentiert, dass die mediale, bzw. informationstechnische, die inhaltliche und relationale Ebene miteinander in Beziehung stehen und in einem Wechselspiel ständig neue Handlungszusammenhänge erzeugt werden. Diese werden von einem Rahmen beeinflusst. Dieser bezieht sich auf den Kontext, in dem sich der Kommunikationsprozess entwickelt, der wiederum von den Kommunikatoren mitgestaltet wird.

In einer Übersicht könnte dies wie folgt dargestellt werden:

Abbildung: Vernetzung von medialer, Inhalts- und Beziehungsebene in Kommunikationsprozessen

Vernetzung von medialer, Inhalts- und Beziehungsebene in einem hermeneutischen "Rahmen" kommunikativer Prozesse

Quelle: Bolten 2015, S. 20. Für eine vergrößerte Ansicht klicken Sie auf das Bild.

Wie oben dargestellt, kann argumentiert werden, dass es ein Zusammenspiel zwischen der medialen, inhaltlichen und relationalen Ebene gibt. Dies unterstützt das Verständnis von Kommunikation als einen fortlaufenden Prozess der Interaktion durch einen gegenseitigen und gleichzeitigen Austausch von Zeichen und Symbolen, um eine gemeinsame Bedeutung zu schaffen und aufrechtzuerhalten und eine Sinnstiftung in der Beziehung innerhalb eines bestimmten Kontexts zu erreichen. Aus einer solchen Perspektive betrachtet, bedeutet Kommunikation, dass die gemeinsame Schaffung von Bedeutung die Grundlage für das Erreichen unserer Handlungsziele ist.


Modifié le: lundi 16 septembre 2024, 22:08