Heutzutage ist es sehr wahrscheinlich, dass bei jeder Begegnung zwischen zwei Menschen oder innerhalb einer Gruppe oder eines Teams am Arbeitsplatz Unterschiede in Bereichen wie kollektive Zugehörigkeit, Erfahrungen, Identitäten, Wertvorstellungen, Erwartungen und Handlungsketten relevant werden. Interkulturelle Fallbeispiele aus den letzten Jahrzehnten haben dies deutlich gemacht. Wir haben zum Beispiel erwähnt, dass Sprecher und Sprecherinnen, die indisches oder britisches Englisch als ihre Muttersprachen beherrschen, trotz gemeinsamer Sprache unterschiedliche Annahmen über Arbeitsabläufe haben und daraus Missverständnisse entstehen könnten. Aufgrund der Dynamik von Sprachen und Kulturen und der Tatsache, dass wir vielen Kollektiven angehören (Multikollektivität), können wir letztendlich nie sicher sein, alle Gründe für ein Missverständnis erfasst zu haben.
In den vorangegangenen Lerneinheiten, insbesondere in den Einheiten 2, 3 und 6 dieses Moduls, wurden Sie mit den verschiedenen Ursachen für Missverständnisse in der interkulturellen Interaktion vertraut gemacht, wie z. B. unterschiedliche Wissensbestände, unterschiedliche Bedeutungszuweisungen und unterschiedliche Kommunikationsstile, die auf kulturell divergierende Perspektiven und Praktiken zurückzuführen sind. Ergänzend zu diesen Erkenntnissen ist die Kulturreflexivität eine Herangehensweise, die hilft, nicht nur über Missverständnisse, sondern auch über unterschiedliche kollektive Einflussfaktoren nachzudenken, die eine reibungslose Interaktion behindern könnten. Einige Ansätze zur interkulturellen Kommunikation weisen darauf hin, dass auch Machtstrukturen und Privilegien einen erheblichen Einfluss auf Interaktionen haben und daher mit berücksichtigt werden sollten.