Inner Development Goals (IDGs)

Die Inner Development Goals (IDGs) sind im Kontext der UN-Agenda 2030 entstanden. Sie sind ein Rahmenwerk, das Fähigkeiten und Qualitäten beschreibt, die notwendig sind, um erfolgreich mit den komplexen Herausforderungen unserer Zeit umzugehen. Sie entstanden vor dem Hintergrund der Erkenntnis, dass es zwar viel Wissen über globale Probleme und mögliche Lösungsansätze gibt, der Fortschritt jedoch hinter den Erwartungen zurückbleibt. Der Grundgedanke ist, dass nachhaltige Veränderung von Menschen gemacht wird, die in verschiedenen sozialen und kulturellen Systemen agieren. Deshalb betont das IDG-Framework die Förderung persönlicher und kollektiver Kompetenzen, um Wandel aktiv zu gestalten.

Historisch wurzeln die IDGs in den nordischen Ländern des späten 19. Jahrhunderts, wo die Idee entstand, dass tiefgreifender gesellschaftlicher Wandel von innen nach außen und von unten nach oben erfolgt. Diese Perspektive unterstreicht, dass echter Wandel im Denken und Fühlen von Individuen beginnt, bevor er auf kollektiver Ebene sichtbar wird. Der Ansatz verbindet daher innere und äußere Dimensionen der Nachhaltigkeit, um Veränderungen auf individueller, kollektiver und systemischer Ebene zu ermöglichen (Vgl. Ankrah et al 2023: 84).

Entstanden sind die IDGs in einem ko-kreativen Prozess, an dem über 1000 Wissenschaftler:innen, Experten:innen und Fachleute aus den Bereichen HR und Nachhaltigkeit beteiligt waren. Das Framework wurde erstmals 2021 veröffentlicht.

Da das Framework primär von westlichen Perspektiven geprägt ist, besteht das Risiko kultureller Biases und blinder Flecken. In der aktuellen Weiterentwicklung des Modells (Phase 3) werden deshalb Vertreter:innen verschiedener Weltregionen einbezogen, um die universelle Anwendbarkeit und kulturelle Anpassungsfähigkeit zu gewährleisten.

Die Flexibilität des Frameworks erlaubt es jedoch, die IDGs in unterschiedlichen kulturellen /gesellschaftlichen Kontexten zu adaptieren und neu zu kontextualisieren, wodurch sie ein vielseitiges Werkzeug für nachhaltige Entwicklung und interkulturelles Coaching darstellen.

Das IDG-Framework ist dabei als Landkarte zu verstehen, die Orientierung in der persönlichen und kollektiven Entwicklung bietet. Es zeigt zentrale Wachstumsbereiche auf, um die Fähigkeit zu stärken, mit Komplexität umzugehen, Verbindungen zu sich selbst, anderen und der Welt zu vertiefen und als "Change Agents" wirksam zu werden.

Die IDGs sind in fünf Entwicklungsbereiche gegliedert, die jeweils konkrete Fähigkeiten und Kompetenzen umfassen:





Sein:
Die Kultivierung des inneren Lebens und der bewussten Wahrnehmung von Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen. Ziel ist es, präsent zu sein, absichtsvoll zu handeln und reaktivem Verhalten in komplexen Situationen entgegenzuwirken.



Denken: Die Förderung kognitiver Fähigkeiten, wie das Einnehmen verschiedener Perspektiven, kritische Informationsbewertung und das Erkennen von (komplexen) Zusammenhängen.



In Beziehung treten:
Die Entwicklung von Empathie, Wertschätzung und einem Gefühl der Verbundenheit mit anderen Menschen und der Umwelt. Dies fördert gerechtere und nachhaltigere soziale Systeme.




Zusammenarbeiten:
Die Fähigkeit, effektiv mit Menschen unterschiedlicher Werte und Kompetenzen zusammenzuarbeiten. Akteure mit unterschiedlichen Werten, Fähigkeiten und Kompetenzen einbeziehen, ihnen Raum zu geben und mit ihnen zu kommunizieren und gemeinsam Neues entstehend lassen; zu einer gemeinsamen, fairen, vielfältigen und konstruktiven Kulturalität zu kommen und nachhaltige Lösungen zu erarbeiten.



Handeln:
Der Aufbau von Mut, Optimismus und Entschlossenheit, um alte Muster zu durchbrechen, aktiv Veränderungen zu bewirken, kreative Lösungen zu entwickeln und mit Unsicherheiten umzugehen.



Interkulturelles systemisches Coaching betrachtet Menschen als Teil komplexer sozialer Systeme, in denen Veränderung nicht isoliert, sondern immer im Zusammenspiel mit Umwelt und Beziehungen erfolgt. Die IDGs bieten hier wertvolle Orientierung, um individuelle und kollektive Entwicklungsprozesse zu unterstützen. Der Begriff „inner development" umfasst dabei nicht nur individuelles Wachstum, auch wenn der Name „Inner Development Goals“ individuelles persönliches Wachstum und Selbsterkenntnis impliziert. Aber wenn er auf breitere Kontexte angewandt wird, kann „inner“ auch die Kernwerte, Prinzipien, Kultur und das Ethos von Kollektiven und Organisationen umfassen. Diese umfassendere Definition unterstreicht die Bedeutung einer Gruppendynamik und die Verbindung von persönlichem und kollektivem Wachstum, um systemische Veränderungen voranzutreiben.

Die IDGs ersetzen keine bestehenden Entwicklungsmodelle, sondern bieten eine ergänzende Perspektive. Sie verdeutlichen, dass nachhaltige Veränderungen auf der Makroebene untrennbar mit persönlichem Wachstum auf der Mikroebene verbunden sind.

In den folgenden Modulen tauchen wir in die fünf Dimensionen ein, um sie für das interkulturelle Coaching zu explorieren und fruchtbar zu machen.

Unabhängig davon verweisen wir auch auf die vielen Ressourcen, die im Kontext der IDGs zur Verfügung stehen und die in den Quellen verlinkt sind.



Last modified: Monday, 20 January 2025, 10:59 AM