Anhand der Fallstudien haben wir einen ersten Einblick in die Komplexität von Kultur erhalten. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass, wenn wir von kultureller Zugehörigkeit sprechen, nicht nur Nationalstaaten gemeint sind, sondern eine ganze Reihe von Gruppen und Kollektiven, die mit Alter, Geschlecht, Beruf, Bildung usw. zusammenhängen (Hansen, 2000). Jeder von uns ist Mitglied vieler verschiedener Gruppen und Kollektive, von denen uns manche in hohem Maße und manche in geringerem Maße beeinflussen. Welche davon besonders ausgeprägt und relevant sind, hängt ebenfalls vom Kontext der Interaktion ab. Wir alle sind demnach ein "Teil-"Mitglied vieler Kollektive. Kollektive sind dabei nicht scharf voneinander abgrenzbar und werden durch die sich stetig ändernden Beziehungen und Interaktionen zwischen den Individuen geprägt. Kultur wird aus dieser Perspektive als „soziale Praxis“ innerhalb der Kollektive verstanden.
Wenn dem so ist, wie können wir dann Kultur mit ihren vielfältigen Facetten und ihrer Komplexität beschreiben? Und welchen Einfluss hat ein solches Kulturkonzept auf unser Verständnis von Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturen? Diesen Fragen werden wir uns in dieser Lerneinheit widmen. Beginnen wir damit, das Konzept Kultur zu analysieren.