Als ich im Videokurs das H&M – Beispiel gesehen habe und als Maja uns anhand dieses Beispels die Einführung in glokale Phänomen gegeben hat, musste ich sofort an die #MeToo-Bewegung denken. Ich erinnere mich noch an den Moment 2017, als plötzlich überall dieser Hashtag auftauchte. Viele Frauen teilten ihre persönlichen Erfahrungen mit sexueller Belästigung oder Gewalt. Innerhalb weniger Tage war das Thema auf der ganzen Welt präsent. Für mich war das einer dieser Momente, in denen man spürt, dass sich wirklich etwas verändert.
Wenn ich nun versuche eine relationale Perspektive dazu einzunehmen, sehe ich, wie viele Akteur:innen in diesem Geschehen miteinander verbunden waren. Auf der einen Seite standen einzelne Frauen, die ihre Stimme erhoben und den Machtmissbrauch anprangerten. Auf der anderen Seite spielten auch Prominente, Journalist:innen, soziale Netzwerke und Medienhäuser eine große Rolle. Ohne Plattformen wie Twitter / „X“ oder Instagram wäre diese Bewegung wahrscheinlich nie so groß geworden.
Auch der Aspekt der Eigendynamik ist hier deutlich zu erkennen: #MeToo wurde nicht von einer Organisation gesteuert, sondern hat sich zu einer Welle entwickelt, die von selbst Fahrt aufgenommen hat. Jede Person, die ihre Geschichte erzählte, ermutigte andere, das Gleiche zu tun. Dadurch entstand eine Art Netz aus Stimmen.
Aus einer relationalen Perspektive betrachtet kann man also sagen, dass #MeToo ist ein Beziehungsgeflecht ist. Da sind Menschen, Medien, Institutionen, aber auch digitale Algorithmen, die beeinflussen, was sichtbar wird. Alle wirken zusammen und schaffen eine Dynamik, die sich nicht planen lässt.
Auch der interkulturelle Aspekt ist spannend. Zwar war der Auslöser in den USA, doch die Bewegung nahm in jedem Land eine eigene Form an. In Frankreich hieß sie #BalanceTonPorc („Verpfeif dein Schwein“), in Indien #MeTooIndia, in China („Ich auch“). Die Botschaft blieb weltweit verständlich, aber die Umsetzung war lokal geprägt. Das zeigt, wie eng Globales und Lokales heute miteinander verwoben ist und wie sich dadurch auch Machtdynamiken verschieben: Jede einzelne Frau ist aus ihrer einstigen Opferrolle entstiegen und durch das Anprangern des Unrechts, das ihr geschehen ist, ist sie, aber auch die ganze Bewegung in die machtvollere Position gekommen. Ganz konkret zeigte sich das in der Verhaftung zahlreicher Akteure und in den vielen Prozessen. Aber auch in privaten Räumen hat die Bewegung sicher weltweit viel bewegt und Frauen mehr Stärke verliehen.