Ein Beispiel für ein sprunghaftes und eigendynamisches glokales Ereignis ist die Entstehung der Fridays for Future (FFF) Bewegung im Jahr 2018. Der Ursprung dieser Bewegung ist in Schweden zu finden. Dort protestierte Greta Thunberg zunächst allein unter dem Motto „Schulstreik fürs Klima“ vor dem schwedischen Parlament. Aus dieser lokalen Aktion wurde eine weltweite Bewegung. Auch Lokal gab es beispielsweise in großen deutschen Städten wie Berlin, München oder Hamburg immer wieder Demonstrationen. Die Fridays for Future Bewegung kann also als sprunghaft bezeichnet werden, da sie mit einem kleinen Streik einer einzelnen Person begann und sich innerhalb weniger Monate zu einer Bewegung mit mehreren Millionen Teilnehmern weltweit entwickelt hat. Als eigendynamisch lässt sich die Bewegung ebenfalls beschreiben, da die Ziele bzw. Forderungen, die Strukturen und die Aktionsformen sich immer wieder anpassen. Beispielsweise gab es kleinere Streiks an Schulen, größere in ganzen Städten oder auch digitale Streiks während der Corona Pandemie, die mit dem #NetzstreikFürsKlima verbreitet wurden. Während diese Aktionen breitgefächert stattfanden, gab es auch individuelle Aktionen, die aber die Aufmerksamkeit weltweit auf sich zogen, wie der Segelturn von Greta Thunberg im August 2019 von Plymouth, England nach New York, um an einer UN-Klimakonferenz teilzunehmen.
Aus einer relationalen Perspektive lassen sich verschiedene Akteure erkennen:
· Greta Thunberg, die weltweit als Symbolfigur für die Bewegung steht
· die FFF Netzwerke verschiedener Länder, deren Mitglieder Streiks vor Ort geplant haben
· Schüler, Studenten, Eltern und Lehrer, die an Streiks teilgenommen haben oder darauf reagieren mussten
· die Politik, welche mit entsprechenden Klima-Debatten reagiert hat
· die Medien, die mit ihrer Berichterstattung die Bewegung weltweit immer bekannter gemacht haben
· die sozialen Medien, die ebenfalls den Bekanntheitsgrad der Bewegung deutlich verstärkt haben und zu einem noch schnelleren Wachstum geholfen haben (Funktion als Katalysator)
Zwischen all diesen Akteuren lassen sich verschiedene Interaktionen beobachten. Der Start der Bewegung, Greta Thunbergs Schulstreik, wurde durch die (sozialen) Medien weltweit verbreitet und erhielt vor allem bei Schülern entsprechende Aufmerksamkeit. Weltweit wurde Greta Thunberg von Schülern als Vorbild gesehen, die ebenfalls Streiks umsetzten. Streiks in verschiedenen deutschen Städten führten zu weitreichenden gesellschaftlichen Diskussionen. Auch auf die Politik wurde Druck ausgeübt und das öffentliche Bewusstsein für wachsende Klimaprobleme deutlich verstärkt. So wurde beispielsweise in Deutschland auch (indirekt) auf den Abschluss von Klimapaketen hingewirkt. Bestärkt wurden diese Prozesse durch die starke Vernetzung der Akteure durch die sozialen Medien. So wurde der #FridaysForFuture weltweit genutzt und hat somit alle Ländernetzwerke verbunden. Lokale Anpassungen wie #AlleFürsKlima oder #ClimateStrikeUSA wurden für größere nationale Streiktage genutzt. Auch aktuell ist die Bewegung noch relevant. So gab es 2023 und 2024 organisierte globale Klimastreiks mit dem Ziel, auf Klimaschutzmaßnahmen hinzuweisen.
Somit zeigt die Fridays for Future Bewegung deutlich, wie aus einer lokalen Initiative mithilfe verschiedener Akteure und deren Vernetzung ein sprunghaftes und eigendynamisches glokales Ereignis werden kann.