Ich möchte mich mit der Bewegung Fridays for Future (FFF) als glokales Ereignis beschäftigen und beziehe mich dabei explizit auf die ersten Jahre (ca. 2018-2020), möchte also die Eskalation / Veränderung von FFF seit Beginn des Gaza Konflikts aussparen.
Fridays for Future setzt sich weltweit für den Klimaschutz ein. Jeden Freitag streikten in den Anfangsjahren vor allem sehr junge Menschen, Schüler und Unterstützende zur Schulzeit dafür, dass die Klimaziele eingehalten werden, die die Staaten im UN-Weltklima-Abkommen 2015 (Pariser Abkommen) beschlossen haben. Der Ursprung der FFF Bewegung geht zurück auf die Schülerin Greta Thunberg aus Schweden. Sie streikte 2018 während der regulären Schulzeit zunächst allein viele Wochen lang vor dem schwedischen Parlament. In Folge schlossen sich ihr immer mehr Schülerinnen und Schüler auf der ganzen Welt an.
Die Proteste und die Bereitschaft der Unterstützer:innen von FFF weltweit, ihr Konsumverhalten zu ändern, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, veränderte zum einen ihre eigenen Handlungsstrukturen aber nach und nach auch das Bewusstsein in anderen Teilen der Gesellschaft.
Sie reduzierten beispielsweise ihren Fleischkonsum, versuchten insgesamt nachhaltiger zu leben, und verzichteten auf Flugreisen. Sie veränderten also Gewohnheiten, bzw. nahmen einen kritischen Blick auf die bestehende Normalität ein. Aus der Prozessperspektive ist daran schön zu erkennen, wie sich innerhalb der Gesellschaft Handlungsregeln verändern und dann plausibel werden. Auf politischer Ebene beeinflussten lokale FFF Proteste direkt das Kommunikationsverhalten zum Thema Umwelt. Infolge der FFF Proteste urteilte 2021 schließlich sogar das Bundesverfassungsgericht, dass die Klimaschutzpolitik der Regierung unzureichend sei.
Gleichzeitig gab Akteure in der Gesellschaft, die in der Strukturperspektive zu verorten sind, die die FFF Aktionen massiv ablehnten, sich persönlich angegriffen bzw. sich in ihren Grundfesten der gesellschaftlichen Normen des Zusammenlebens erschüttert fühlten. Aus der Prozessperspektive haben die Akteursfelder der Teilnehmenden und des ablehnenden Teils der Gesellschaft wenig Überschneidungen. Plötzlich galten innerhalb des Akteursfelds der Protestierenden neue Regeln (es ist ok für diesen guten Zweck, dem Unterricht fernzubleiben). Im Akteursfeld der Teile der Gesellschaft, die die Aktionen von FFF ablehnte, entstand Unsicherheit bis hin zu Agression gegen die FFF Teilnehmenden, die plötzlich neue Regeln und Handlungsroutinen annahmen, und für sich als neue Norm festlegten.
Fridays for Future wurde schnell zu einer weltweiten Bewegung. In vielen Ländern der Welt haben sich FFF Gruppen gebildet, die sich in ihrem jeweiligen Land für die Klimaziele einsetzen, Demonstrationen planten und sich in politische Diskussionen einbrachten. Überall sind die FFF Gruppen auf ähnliche Widerstände gestoßen und haben neue Regeln und Handlungsstrukturen in die Gesellschaft eingebracht. Ein Großteil der Protestierenden war unter 25 Jahre alt und demonstrierte zum ersten Mal. Die Reichweite der Proteste war enorm bis hin zu der Tatsache, dass die damals 16-jährige Greta Thunberg vor dem UN Klimagipfel in New York eine Rede hielt. Mittlerweile sind typische Akteursfeld Handlungen der Demonstrierenden in weiten Teilen der Gesamtgesellschaft angekommen – man hat als gemeinsame neue Normalität zu dem Konsens gefunden, dass Klimaschutz unumgänglich ist und aktiv angestrebt werden muss, z.B. durch Verhaltensänderungen.
Zumindest größere Teile der Bevölkerung stehen hinter den Forderungen und es ist aus heutiger Sich klar, dass die FFF Demonstrationen eine enorme Reichweite hatten und haben. Die FFF Proteste haben ein neues Bewusstsein für Klimaschutz geweckt. Infolge der FFF-Proteste urteilte 2021 schließlich auch das Bundesverfassungsgericht, dass die Klimaschutzpolitik der Regierung unzureichend sei.